Für das Bremer Handwerk und alle die damit zu tun haben ist das Mahl des Handwerks 2015 ein inspirierendes Highlight im diesjährigen Veranstaltungskalender. Auch in diesem mittlerweile 49. Jahr hat die Handwerkskammer gemeinsam mit dem Gastgeber Sparkasse Bremen bewiesen, dass sie mehr bieten als einen gemeinsamen Klönschnack in Groß. In den Räumen der Sparkasse am Brill ging es wie gewohnt gediegen und zugleich familiär zu, man kennt sich eben. Sparkassenvorstand Heiko Staroßom hat es erneut verstanden die Gäste souverän auf die Veranstaltung und die Themen des Abends einzustimmen. Da sei es der Sparkasse Bremen gegönnt, dass sie sich für ihr 190jähriges Bestehen in der Hansestadt auch selbst ein wenig feiert. Die Themen des Abends hatten es allerdings in sich: Das Mahl des Handwerks 2015 hatte angesichts aktueller gesellschaftlicher Entwicklungen eine andere Tonalität als in den Jahren zuvor.
Es wird ernst! Auch auf dem Mahl des Handwerks 2015
Schon das musikalische Rahmenprogramm hatte nichts mehr von der Leichtigkeit und dem Humor der vergangenen Jahre. Statt dessen gab es eine anspruchsvolle und lautstarke Drum-Performance zu hören und zu sehen, die mehr wachrütteln als unterhalten sollte. Präses Jan Gerd Kröger nahm dann auch in diesem Jahr wieder kein Blatt vor den Mund. Neben klaren Worten zum allgegenwärtigen Fachkräftemangel beeindruckte er vor allem mit seinen Thesen zum aktuellen Schlagwort “Industrie 4.0”. Er brach sympathisch eine Lanze für Menschlichkeit, Individualität und Kompetenz und mahnte an, dass die neuen Produktionswege diese nichtmateriellen Güter in der Arbeitswelt nicht ersetzen dürften und es seiner Ansicht nach auch nicht könnten. So gerne man ihm Recht geben möchte: ob das Dach des Schütting in 50 Jahren wie von ihm prognostiziert wieder auf die gleiche Weise gedeckt werden wird wie gerade geschehen ist kaum vorherzusagen. Das die gleiche Manpower wie heute dafür erforderlich sein wird darf man klar bezweifeln, zumal der sich verstärkende Fachkräftemangel gerade im Handwerk den Weg in die “Industrie 4.0” sicher beschleunigen wird.
Impulsreferat von Thomas Sattelberger auf dem Mahl des Handwerks 2015
Das war dann auch das dominierende Thema von Thomas Sattelberger, der sich als ehemaliger Personalvorstand der Deutschen Telekom eher als Gewächs der Industrie denn als besonders handwerksnah wahrnehmen ließe – wenn er nicht mit klaren Thesen für die berufsnahe Ausbildung von Fachkräften werben würde, wie sie bisher nur im Handwerk und im Mittelstand geleistet werden. Insbesondere angesichts der Flüchtlingsproblematik wird deutlich, dass es ohne intensive Ausbildung nicht gehen wird. Integration funktioniert nicht von alleine. Bei den anwesenden Handwerkern rannte Sattelberger offene Türen ein, wir alle wollen gute Fachkräfte ausbilden und an unsere Unternehmen binden. Bemerkenswert an seinem Vortrag war auch, dass er klar dafür eintritt die (Groß-) Industrie “an der Krawatte zu packen” und zu mehr und besserer Ausbildung zu verpflichten.
In den anschließenden Gesprächen unter den Gästen wurden die vorgebrachten Argumente abgewogen und bewertet. Die offene Atmosphäre gegenüber der Flüchtlingsfrage war bemerkenswert. Viele sind besorgt und wollen einen Beitrag zur Integration von Flüchtlingen leisten. Einige haben bereits Erfahrungen mit verschiedenen Initiativen gemacht. Bei den Diskussionen zum Thema ging es nicht um das “ob”. Sondern nur um das “wie”.
Handwerker haben längst verstanden, dass die Ausbildung von Fachkräften im Allgemeinen eine originäre Aufgabe der Unternehmen ist. Und auch bei der Frage, wer eigentlich “ausbildungsfähig” ist haben sich die Maßstäbe deutlich verschoben. Bei fehlendem Fachwissen und schulischen Kenntnissen wird auf betrieblicher Ebene längst in vielen Betrieben nachgeholfen. Beklagt wurde aber, dass es für den einzelnen Betrieb oft schwierig ist mit zum Teil unrealistischen Erwartungen der Auszubildenden umzugehen. Die Einstellung muss halt stimmen, oder wie Moderator Dirk Böhling zitierte: “Leidenschaft ist das wichtigste Werkzeug”.
Die Teilnahme an Praktikumsinitiativen für Flüchtlinge hat unser Unternehmen eins gelehrt: es muss schnell gehen! Mit jedem Monat, den ein Flüchtling mit dem Pendeln zwischen seinem Deutschkurs und einem isolierten Wohnheim verbringt sinken seine Motivation, die Hoffnung und der Wille sich in diesem Land ein besseres Leben selbst zu gestalten.
Die Ausgezeichneten auf dem Mahl des Handwerks 2015
Wie in jedem Jahr wurden 3 Unternehmen für Innovation und besonderes Engagement geehrt. Wir gratulieren ganz herzlich den Firmen:
- Fadenstolz für die Bedienung besonderer Zielgruppen
- Aug. Hespenheide für herausragenden Arbeitsschutz
- Hairliners für die besondere Förderung kultureller Vielfalt
Weitere Informationen zu
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